Ein typischer Vertreter eines Hammerherrenhauses
das Fassziehammerhaus
Das beschriebene Objekt ist Eigentum von Günther und Monika Blieweis, und zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:
Das Haus Göstling Nr. 19 ist ein über rechteckigem Grundriss errichteter, mit Traufenseite zur Straße gewandter, wuchtig wirkender, zweigeschossiger Bau, der in seinem Kern aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts stammt. Torbogen an der Straßenfront, datiert 1588. Das hochragende, steil ansteigende Satteldach, das zwei Kamine trägt, zeigt in Süden einen Schopfwall und wird im Norden von der ca. 1 Meter höher ragenden Giebelwand abgeschlossen. Die Großteils nach innen aufgehendem Fenster sitzen etwas vertieft in der glatt verputzten Fassade. An dem Objekt sind zwei Baufasen und drei Malschichten ablesbar: Der älteste Kern bildet der an der NW-Ecke befindliche Teil- Längsseite vierachsig, Schmalsite zweiachsig- mit dem 1588 datierten Rundbogen. Daran schließt im Süden ein eingeschossiger Anbau aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts, der um 1709 aufgestockt wurde, wobei im Osten ein ebenfalls 1709 zu datierender, zweigeschossiger Trakt zugefügt wurde, sodass die geschlossene Rechteckform wiederhergestellt wurde. Das gekuppelte Fenster der Straßenfassade- Steinrahmung- dürfte der ersten Umbauphase zuzuordnen sein.
Die älteste Malschicht ist 1594 datiert. Sie weist Eck Quaderungen mit blattähnlichen Motiven, Scheinrahmungen um die Fenster – Verdachung und Sohlbank mit Blattornament, Seitenteil mit Rhomben und Sternmotiv – sowie Abschlussband mit stilisierten Blattformen und laufenden Hund auf.
Die 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts zuzurechnende zweite Schicht ist in der Art der o.a. ersten in großen Zügen ähnlich. An der südlichen Giebelseite sind Reste einer Sonnenuhr in roten Rahmen feststellbar. Die 1709 datierte, dritte Dekoration zeigt glatte, einfache Quaderung, Scheinrahmung mit Sprenggiebelverdachung und ein Abschlussband mit „Wecken. An der nördlichen Hauptfassade befinden sich zwei Wappenähnliche Zeichen (Zunftzeichen) jeweils zwischen den äußersten Achsen.
Über dem Rundbogenfenster in Mitte der Hauptfassade befindet sich ein Hausspruch in Mittelalthochdeutsch.
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DEN. OFF. MANICHGER. DAS MAVLZ. VERHABEN:
Wann das Lügen den Hals mit Steinen verfüllen wollte, würde so mancher das Maul zu haben.
Der Zugang in das Objekt erfolgt an der NÖ.- Ecke durch ein arkadenartig geöffnetes Stichkappengewölbe. Die Räume im Erdgeschoß weisen fast durchwegs Gewölbe mit Stichkappen und Putzgraten auf; der Raum im südwestlichen Anbau zeigt den 1709 datierten Unterzugbalken und vertiefte Deckenfelder. Im Obergeschoß sind Holzbalkendecken und Decken mit stukkierten Feldern feststellbar. Die Gewölbe des Stiegenaufganges und Vorräume sind ebenfalls mit Stichkappen und Putzgraten versehen.
Das Objekt ist ein besonders typischer Vertreter eines Hammerherrenhauses in der Kulturlandschaft der Eisenwurzen.
Hammerherren
1558 – 1625 Rottenegger Maximilian mit Maria
1626 – 1632 Frießl Bartholomäus
1634 – 1648 Schäger Christoph mit Emalia
1648 – 1687 Frießl Bartholomäus mit Apolonia
1688 – 1700 Pauman Martin mit Maria
1702 – 1707 Fürst Johann Kasper
1708 – 1743 Greißenegger Paul Karl mit Amalia Fürst
1750 – 1765 Greißenegger Franz Ignaz mit Amalia
1769 – 1794 Furtner Philipp
1799 – 1832 Greißenegger Paul mit Maria
1842 – 1867 Greißenegger Sebastian (Zusammenbruch der alten Eisenindustrie)
Weitere Hausbesitzer
1867 – 1894 Buder Josef mit Juliane
1894 – 1904 Denks Ferdinand
1904 – 1942 Frühwald Friedrich
1942 – 1967 Frühwald Ernst
1967 – 1972 Dewini Anna
1972 – 1980 Blieweis Theresia
1980 – 2015 Blieweis Günther mit Monika
Eine der reichsten Familien dieser Gegend, dürften die Greißenegger vom Fassziehhammer mit den Greißeneggers von Bäckerhaus nahe verwandt gewesen sein. In der ältesten Urkunde des Bäckerhauses aus dem Jahre 1674 ist Zacharias Greißenegger, Hammergewerke am Stixenlehen, in einer zweiten Urkunde Paul Karl Greißenegger, Großzerrenhammermeister am Fassziehhammer, als Zeuge unterfertigt. Noch um 1840 einen großen Aufwand treibend, verarmten sie dann schleunigst und kaufte dieses Werk dann ein gewisser Buder, welcher aber auch, Anfang 1870 zu Grunde ging. Die Greißeneggerin Maria Magdalena, geb. Hitzelhammer verbrachte ihre letzten Jahre im hiesigen Armenhaus, wo sie 1879 hochbetagt verstarb. Auch der letzte Greißenegger, Sebastian 1808 – 1871 musste schon nach dem Hausverkauf ins hiesige Armenhaus wandern. Wohl ein trauriges Ende eines reichen, glänzenden Lebens. Die Eisenindustrie hatte die höchste Blüte im 16. Jahrundert, von wo die Sage geht, dass jeder Hammerschlag einen Dukaten eintrug. Wohl mag dieses sehr übertrieben sein, doch vom einstigen Reichtum der Hammerwerksbesitzer ist heute noch vielfach die Rede, so das z. B. im Fürstenhaus (Asyl) und beim Greißenegger (heute Blieweis) das Gold haufenweise in den Zimmern lag und um der Mühe des Zählens überhoben zu sein, dasselbe mit Metzen gemessen wurde. Das Fassziehhammerhaus wurde von Günther und Monika Blieweis nach Auflagen des Bundesdenkmalamtes fachgerecht restauriert.